herzwerk
Werk des Gesichts ist getan,
tue nun Herzwerk
an den Bildern in dir, jenen gefangenen. Denn du
überwältigtest sie; aber nun kennst du sie nicht.
Rainer Maria Rilke, « Wendung »
Nach einer langen Phase der „Dinggedichte“ schlug der österreichische Dichter Rainer Maria Rilke (1875-1926) eine neue künstlerische Richtung ein, die sich in seinem berühmten Gedicht „Wendung“ (1914) manifestierte:
[…]
Denn des Anschauns, siehe, ist eine Grenze,
und die geschautere Welt
will in der Liebe gedeihn.
Werk des Gesichts ist getan,
tue nun Herzwerk
an den Bildern in dir, jenen gefangenen. Denn du
überwältigtest sie; aber nun kennst du sie nicht.
Siehe, innerer Mann, dein inneres Mädchen,
dieses errungene aus
tausend Naturen, dieses
erst nur errungene, nie
noch geliebte Geschöpf.
Er wandte sich ab von der symbolhaften Erforschung der Dinge, hin zu einer Gesamtschau des Seins in einem Werk, das im Herzen beginnt.
Diese Wendung erscheint uns als Sinnbild einer tiefen Entwicklung. Eine solche wird sich bewusst, dass weder der Kopf (die Ideen, Konzepte, Programme…) noch die Hand (der praktische Sinn, Pragmatismus, Utilitarismus…) die Dinge nachhaltig verändern kann. Die Ideen müssen vom Kopf durch das Herz in die Hand gehen; die Handlungen müssen gefühlt werden, ehe man sie evaluiert. Entwicklungsprozesse in dieser Weise zu begleiten ist unser Herzwerk.